Jeder Mensch hat zahlreiche Erwartungen an sich, an das Leben und auch an andere Menschen. Wir erwarten von uns, glücklich, diszipliniert, erfolgreich zu sein und vieles mehr. Viele unserer Erwartungen sind uns gar nicht wirklich bewusst, aber sie beeinflussen trotzdem unser tägliches Leben. Die Summe unserer Erwartungen kann als geistige Landkarte angesehen werden, die sich auf unsere Handlungen und deren Konsequenzen auswirkt.
Die Tücke an der Sache mit den Erwartungen ist, dass sie nicht einfach nur da sind und uns „nichts tun“. Häufig ist genau das Gegenteil der Fall, unsere Erwartungen können uns unter einen enormen (Leistungs-)Druck setzen, denn wenn die eigenen Erwartungen nicht erfüllt werden, dann ist die Enttäuschung oft sehr groß. Wir sind enttäuscht von unseren Leistungen und zweifeln das große Ganze an. Besonders Menschen, die zum Perfektionismus neigen, laufen Gefahr, jegliche Handlungen mit gewissen Ansprüchen in Verbindungen zu setzen und stehen daher ständig unter dem Stress, diese Erwartungen erfüllen zu müssen.

Wodurch kann der Erwartungsdruck begünstigt werden?
Mit Sicherheit spielt unsere Gesellschaft da eine große Rolle. Schneller, höher, weiter, uns wird immer mehr Leistung abverlangt. Um positiv aufzufallen, müssen wir sehr viel tun.
Warum gehen Menschen unterschiedlich mit Erwartungen um und warum haben sie höhere oder andere Erwartungshaltungen als andere Menschen?
Das hängt zum Teil auch von äußeren Faktoren ab, von den Menschen, mit denen man sich umgibt und auch von den Menschen, an denen man sich orientiert. Wenn wir schon früh von unseren Bezugspersonen gelernt haben, dass es wichtig ist, Leistung zu bringen und erfolgreich zu sein, dann verankern wir solche Glaubenssätze und richten unser Denken und Verhalten auch danach. Zum anderen hängen Erwartungen auch mit den Werten zusammen, die wir bewusst oder unterbewusst verfolgen. Jemand, der nach Harmonie strebt, wird ganz andere Erwartungen an sich und andere haben, als jemand, der ein starkes Streben nach Anerkennung verfolgt.
Dieser Erwartungsdruck wird von den meisten Menschen als unangenehm empfunden und nicht als etwas, was einen motiviert. Er kann so mächtig sein, dass er uns in unserem Handeln vollkommen einschränkt und blockiert. Nicht erfüllte eigene Erwartungen können unser Selbstbewusstsein und unser Selbstwertgefühl sehr stark angreifen und zu negativen Gefühlen führen. Deshalb ist es essentiell, sich die eigenen Erwartungen bewusst vor Augen zu führen und zu hinterfragen.
Wie kann man das anstellen? Folgende Fragen können dir dabei helfen:
- Ist die Erwartung, die ich zu erfüllen versuche, meine eigene oder ist es die Erwartung eines anderen an mich?
- Habe ich meine Erwartung konkret und realistisch formuliert?
- Wie wichtig ist es für mich wirklich, diese Erwartung umzusetzen? Was passiert, wenn ich meinen Ansprüchen nicht gerecht werden kann?
- Was genau muss ich tun, um meine Erwartungen umzusetzen? Ist das angemessen und machbar? (Ökologie-Check)
- Bin ich davon überzeugt, dass ich das Ergebnis erreichen kann?
- Verfüge ich über die nötigen Fähigkeiten und Ressourcen, um die Erwartung zu erfüllen?
Falls du bei der Beantwortung dieser Fragen feststellst, dass deine Erwartungen nicht umsetzbar sind oder es sich um Erwartungen handelt, die dir von außen aufgedrängt wurden, dann versuche sie neu zu formulieren und gehe die Fragen-Checkliste erneut durch, bis deine Erwartungen sich in etwas verwandeln, das dich motiviert, anspornt und dir bei der Umsetzung Freude bereitet!
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